04 Katharina Seiser: Von scharfen Messern, Salz und Esskultur
Shownotes
Wenn man ihr dabei zuhört, wie sie vom Kochen spricht, läuft einem nicht nur das Wasser im Mund zusammen, man bekommt auch große Lust, selbst den Kochlöffel zu schwingen: In der Weihnachts-Ausgabe unseres Podcasts ist die Kochbuchautorin Katharina Seiser mit ihrem neuesten Coup »Österreich express« (Brandstätter) zu Gast. Mit Petra Gruber plaudert die Kulinarik-Expertin mit Herzblut über die hohe Kunst des Rezepte-Festhaltens, den staunenswerten Prozess bis hin zum fertigen Buch, ihren Zugang zu saisonaler Küche und teilt ihre schier unerschöpfliche Begeisterung für gute Produkte, die Liebe zum Detail, das Wiederbeleben und -entdecken alter Rezepte. Außerdem erzählt sie, warum sie trotz ihrer eigenen Expertise ein pflegeleichter Gast ist und gern auch selbst zum Essen eingeladen wird – »Bitte öfter!« –, warum sie angesichts ihrer 2000 Kochbücher einen Statiker beim Wohnungsumbau gebraucht hat und warum ein Kochbuch ein Zeichen dafür ist, dass alles gut ist.
Katharina Seiser, geboren 1974 in Oberösterreich, aufgewachsen in Salzburg, lebt in Wien und schreibt und lehrt übers Essen. Die Autorin von Bestsellern wie »Immer schon vegan« und »Österreich vegetarisch« sowie zahlreichen weiteren erfolgreichen Kochbüchern ist auch Zeitungs- und Magazin-Kolumnistin und Kulinarik-Expertin im TV. Kulinarische Notizen auf http://www.esskultur.at
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00:00:00: Herzlich willkommen zu unserem Podcast "Tonspur Buchkultur" sagt Petra Gruber. Bei mir zu
00:00:25: Gast ist heute Katharina Seiser, Bestseller-Autorin, Kulinarik-Expertin und leidenschaftliche Köchin.
00:00:32: Sie ist in Steier in Oberösterreich geboren, hatte schon immer eine Liebe und Leidenschaft
00:00:38: fürs Kochen und hat inzwischen 19 Kochbücher als Autorin, Co-Autorin oder Herausgeberin
00:00:43: herausgebracht. Sie lebt in Wien und schreibt seit 2001 übers Essen und Kochen. Kulinarische
00:00:49: Geschichten, Kolumnen und Reportagen erscheinen unter anderem regelmäßig im Falter und in der
00:00:55: Süddeutschen Zeitung. Bekannt wurde sie mit dem Buch "Immer schon vegan", das 2015
00:01:00: herausgekommen und ein Bestseller wurde. Dabei ist sie selbst aber gar nicht vegan, aber dazu
00:01:05: später mehr. Ihr neuestes Werk ist eben im Brandstätter Verlag erschienen "Österreich Express".
00:01:12: Herzlich willkommen Katharina. Danke für die Einladung. Ja, nach einigen Kochbüchern mit
00:01:18: internationaler Küche, für die du die Welt bereist hast, jetzt "Österreich express", wie kam es dazu?
00:01:24: Die Idee dazu hatten Verleger Niki Brandstätter und ich schon vor tatsächlich über sieben Jahren,
00:01:29: im Frühjahr 2016, und sogar den Titel dazu. Niki hat irgendwie gesagt, wir brauchen mehr
00:01:35: praktikable Kochbücher für den Alltag, also die schnelle Küche und ich habe ein bisschen
00:01:39: oponiert dagegen. Ich habe gesagt, Essen ist so wichtig, wir müssen dem mehr Zeit widmen und ich
00:01:44: habe geglaubt, es geht nur, indem ich mich weigere, schnelle Rezepte anzubieten. Ich bin aber auch
00:01:49: ein bissel gescheiter geworden mit dem Alter und wir haben dann letztes Jahr im Sommer beschlossen,
00:01:55: jetzt ist es Zeit für dieses Buch, jetzt machen wir das, weil ich eigentlich dazu verführen möchte,
00:02:01: Zeit in der Küche zu verbringen, weil ich es für sinnvoll verbrachte Lebenszeit halt ist, sich
00:02:05: selbst ums Essen, um die eigene Ernährung zu kümmern und vielleicht geht es am einfachsten über uns
00:02:10: vertraute Gerichte und viele davon drohen auch in Vergessenheit zu geraten. Kochwissen ist erodiert
00:02:16: über die letzten Generationen ganz rapide, also es gibt ganz wenige, die noch ihre Großmütter oder
00:02:21: Mütter befragen können um eine Kochtechnik, um ein Lieblingsrezept, um Eigenheiten von Zutaten
00:02:27: und ich hab mir gedacht, das gehört jetzt mal festgehalten und durchaus auch so ein bisschen ein Stolz,
00:02:32: das ist ein schwieriges Wort, aber trotzdem auf die eigene kulinarische Tradition hier zu haben.
00:02:37: Es gibt einfach hier viele Gerichte, die es woanders nicht gibt und warum freuen wir uns so,
00:02:41: wenn wir nach Italien fahren über die einfachsten Cucina-Povara-Gerichte und wir haben sie hier auch
00:02:46: und bei uns reden wir höchstens in einem Kontext von einer Kantine oder eben von Erinnerungen über
00:02:51: diese Gerichte. Was macht für dich ein gutes Kochbuch aus? Selbstverständlich das Wichtigste ist,
00:02:58: dass die Rezepte funktionieren. Das klingt so banal und das ist so ein No-Brainer, wie man so
00:03:02: schön sagt, aber da gehört so viel dazu, dass dem tatsächlich so ist, das heißt sie müssen sehr
00:03:07: detailliert und nachvollziehbar so geschrieben sein. Für mich gilt immer die Prämisse, jede Frage,
00:03:13: die sich eine Leserin oder ein Leser beim Rezept stellen würde, möchte ich schon vorab beantwortet
00:03:18: haben. Das heißt, ich muss versuchen, aus ganz vielen Perspektiven dieses Rezept zu betrachten.
00:03:23: Sind da Techniken drin, die man vielleicht nicht kennt oder die einen Handgriff erfordern,
00:03:28: die man genauer beschreiben muss? Es kann schon sein, dass dann viele Leser:innen oder manche
00:03:31: Leser:innen das schon wissen, aber das überspringt man ja eh automatisch, wenn man was weiß und
00:03:36: geht zum nächsten Punkt, den man noch nicht kennt. Aber ich möchte so festhalten, dass man einfach
00:03:41: ganz verlässlich an der Hand genommen wird und das Gefühl hat, ich stehe daneben, wohlwollend
00:03:45: natürlich und reiche die Hand und sag: "Komm, wir machen das jetzt gemeinsam, das wird ganz sicher gut."
00:03:50: Kochbücher sind ja auch Schmöker und Durchblätterbücher, also ich ertappe mich ja immer wieder dabei,
00:03:56: dass ich die Bücher dann durchblättere und immer bei den Fotos hängen bleibe. Und habe so
00:04:01: ein bisschen den Eindruck, dass Rezepte, wo keine Fotos dabei sind, dann ein bisschen stief-
00:04:05: mütterlich dann behandelt werden und selten dann wahrscheinlich gekocht werden. Siehst du das
00:04:10: auch so? Also wie wichtig findest du schöne Fotos und Food Design? Zwei Herzen wohnen
00:04:15: ach in meiner Brust, wie das so schön heißt. Also das war ja eine recht radikale Entwicklung
00:04:20: von Kochbüchern, wo auf einer Seite zehn Rezepte standen, so nur ganz wenige Zeilen lang, wie bei
00:04:26: der Katharina Prato noch Mitte des 19. Jahrhunderts, bis zu heute, wo oft die Bilder wichtiger
00:04:31: scheinen als das eigentliche Rezept und auch wo oft mehr Aufwand mit den Bildern getrieben wird,
00:04:36: als mit der Sorgfalt, mit der das Rezept dann verschriftlicht wird. Was ich sehr schnell merke.
00:04:41: Viele merken es leider erst dann, wenn sie in der Küche stehen und was nicht hin haut.
00:04:43: Das finde ich sehr ärgerlich und sehr unfair den Leser:innen gegenüber. Aber ich habe es mittlerweile
00:04:48: auch verstanden, dass es genauso ist, wie du sagst, nämlich die feinsten Rezepte helfen nichts,
00:04:55: wenn sie eben nicht bildlich auch sichtbar werden. Ein gutes Beispiel, eine Freundin von mir kocht
00:05:01: sehr gerne und auch nach meinen Kochbüchern und sagt mir, von dem schon erwähnten Kochbuch
00:05:05: "Immer schon vegan", dass sie da erst vor ein oder zwei Jahren ein Rezept entdeckt hat,
00:05:10: entdeckt hat, wie wenn es in einem Geheimfach gewesen wäre, weil es kein Foto hatte. Und wie
00:05:14: toll denn das ist und so ungefähr warum ihr das denn nicht früher jemand gesagt hätte, dass
00:05:17: dieses Rezept so toll sei. Was lustig ist, weil ich denke mal, woher war sie denn von einem Foto,
00:05:21: dass es toll ist. Aber offenbar ist der direkte Bezug vom Auge zu diesem Gericht so viel emotionaler,
00:05:28: als das Text durchlesen und dann mir vorstellen, wie das schmeckt, dass es einfach notwendig ist. Und
00:05:33: deswegen haben wir auch dieses Mal bei Österreich Express erstmals bei einem meiner Bücher
00:05:37: tatsächlich jedes Rezept fotografiert. Es ist natürlich sehr viel mehr Aufwand, also braucht
00:05:41: einfach viel mehr Zeit, klar, aber um genau dem Rechnung zu tragen, dass man sie alle auch sehen
00:05:46: kann und weil es ja hier wirklich um viele Erinnerungen geht, sich tatsächlich auch schnell
00:05:50: erinnern kann. Und sofort diese Emotion da ist, im besten Fall eine Schöne, sonst blättert man
00:05:55: eh weiter, falls da mal keine Schöne wäre. Was mir aufgefallen ist, wenn man das Buch durchblättert,
00:06:00: jedes Rezept ist auf einem eigenen Teller fotografiert. Es sind wunderschöne alte Motive,
00:06:07: Blumen, Muster, Teller, die man noch vielleicht von früher kennt. Du hast die selber ausgesucht
00:06:16: und bist auch mehr oder weniger für die Fotos verantwortlich. Also für die Fotos nicht,
00:06:22: für die Fotos selbst verantwortlich, also fotografiert hat Vanessa Maas, eine Fotografin
00:06:26: aus Hamburg, mit der ich schon meine beiden gelben Bücher fotografieren durfte, also bearbeiten
00:06:30: durfte. Sie ist die Fotografin, aber gemeinsam mit ihr haben wir uns gekümmert, auch mein Mann und ich,
00:06:36: um quasi die Requisite, das Food Styling habe ich gemacht, das Set Styling wiederum eher
00:06:41: die Vanessa, die Fotografin, das heißt wir drei haben in diesem Team, wir haben ja auch bei uns
00:06:44: zu Hause fotografiert, gehört schon auch noch dazu, weil das macht eine spezielle Stimmung genau,
00:06:48: in den Lichtsettings, wo wir wissen, wo im Tagesverlauf die Sonne wie ist, fast alles
00:06:53: ausschließlich bei natürlichem Licht. Und diese Teller und auch Besteck und Stoffe sind fast alle
00:07:00: mit einer uns bekannten Geschichte, manchmal nicht, wenn wir zum Beispiel von der Carla, den
00:07:04: Caritas-Läden geholt haben, weil wir einfach wissen, dort ist es leichter möglich, solche
00:07:09: Stücke mit Geschichte zu finden, die kein Vermögen kosten und die es aber wert sind, dass
00:07:14: man ihnen wieder auch tatsächlich einen großen Auftritt gewährt. Und mir war wichtig, dass wir hier nicht
00:07:19: Neues und auch nicht Geschirr von der Stange verwenden, sondern wenn wir schon uns an ganz
00:07:24: spezielle Rezepte und damit verbundene vielleicht Erlebnisse erinnern, dann darf das ja auch mit
00:07:29: dem Geschirr genauso sein. Und wenn man da Anknüpfungspunkte hat und sagt, na das hat vielleicht
00:07:33: bei mir und der Familie jemanden gehabt oder vielleicht steht das sogar noch hinten im
00:07:36: Kasten, muss ich gleich mal nachschauen, das sollte man doch einfach wieder hernehmen.
00:07:40: Mir kommt dazu noch, also abgesehen davon, dass wir spielen mit diesen Epochen von, ich
00:07:45: sage jetzt mal von die 30er-Jahre über die 70er bis heute, dazu kommt noch, dass ich glaube,
00:07:53: dass auch Ressourcenschonung weitergehen sollte als nur Lebensmittel betreffend bei der Küche
00:07:58: und beim Kochen. Das heißt, warum sollten wir eigentlich dauernd ein neues Geschirr kaufen,
00:08:02: wenn wir das Gefühl haben, das ist alles kaputt, jetzt abgesehen davon, dass Kaputtes in anderen
00:08:04: Kulturen wie zum Beispiel in Japan ein Wert hat und hochpreisig sehr aufwendig wiederrepariert
00:08:11: wird. Soweit sind wir nicht, aber so wertvoll sind oft unsere Ausgangsstücke gar nicht.
00:08:15: Aber warum nicht auch das Wiederbeleben, was uns Freude macht? Ich finde nicht, dass man
00:08:19: was nehmen soll, was einem nicht gefällt oder wo man schlechte Erinnerung damit verbindet.
00:08:22: Aber es gibt so viele schöne Stücke, die man kombinieren kann, dann auch sehr modern
00:08:26: kombinieren kann, zum Beispiel Ton in Ton mit Stoffen, die entweder auch heutig oder auch
00:08:32: von der Oma sind. Also jedenfalls auch mit diesen Dingen hauszuhalten und sie freudig
00:08:37: zu verwenden, weil was unsere Großeltern ja noch gemacht haben oder vor allem die Großmütter
00:08:42: ist, die besonderen Stücke im Kasten für besondere Anlässe aufgehoben. Das habe ich
00:08:48: auch eine lange Zeit lang gemacht. Ich habe auch von meiner Oma auch einen Service geerbt
00:08:52: und übrigens mitgebracht. Da kommen wir noch dazu. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, dass ich die Dinge tatsächlich gerne hernehme
00:09:00: und zwar ganz bewusst. Also nicht einfach so jetzt nebenbei, schnell einmal für Eierspeis,
00:09:04: vielleicht auch das, aber schon in dem Wissen, dass das für mein Oma ein besonderes Stück
00:09:09: war oder für meine Schwiegermama oder für meine Mama, aber ich nehme es her, weil in dem
00:09:13: Moment denk ich dran. Und wenn es im Kasten drin steht und verstaubt, denk ich nicht dran. Das heißt
00:09:17: für mich ist der Wert eher, mich zu erinnern, vielleicht mich meiner Wurzeln manchmal besser
00:09:22: bewusst zu machen, vielleicht ein bisschen zu verorten, wenn es gerade notwendig ist,
00:09:26: weil ich gerade irgendwie vor lauter Arbeit so zerfranst und wie so eine Fladerwachel herum-
00:09:30: hüpfe. Und all das können diese Stücke ja auch, weil sie eben eine Geschichte haben.
00:09:36: Nicht immer kenne ich sie, aber sie haben sie, wenn sie schon benutzt wurden.
00:09:38: Ein Stück Geschichte hat ja auch das Cover und die Schrift des Buches und zwar ist die
00:09:44: aus Kreuzstichmustern zusammengestellt, das finde ich auch sehr, sehr liebevoll gestaltet.
00:09:49: Die Geschichte dazu ist ganz lustig, weil die Idee war vom Verlag, also im Sinne von,
00:09:54: wenn wir uns auch, wenn es schnell gehen soll, aber trotzdem die Zeit nehmen aus frischen
00:09:58: Lebensmitteln, was Flottes, Gutes zuzubereiten, also sprich Handarbeit und tatsächlich sich
00:10:05: um das zu kümmern, was am wichtig ist, warum nicht das auch beim Cover zeigen. Und ich muss
00:10:09: ehrlich sagen, ich habe am Anfang gegen die Idee oponiert. Für mich war sie so wie ursprünglich
00:10:13: in meiner Biografie auch das Kochen etwas Anti-Emanzipatorisches. Ganz lustig. Und ich habe
00:10:19: gedacht, na, ein gesticktes Cover und dann hat mir der Verlag erzählt, ja, das ist gerade
00:10:23: wieder ganz in. Und ich sage ja, umso schlimmer, wenn es "in" ist, weißt du so Modewellen, wir
00:10:27: wollen ja ein zeitloses, klassisches, schönes, natürlich mit Schmähbuch machen, aber trotzdem,
00:10:31: na, schau dir das mal an und trefft es euch mal und so weiter. Und dann wurde ein Termin
00:10:35: ausgemacht mit der Person, die das Cover sticken sollte. Das Cover ist tatsächlich gestickt.
00:10:39: Und ich habe zur Vorbereitung für diesen Termin ein bisschen herumgegoogelt, was ich
00:10:42: so halt finde an gestickten modernen Dingen und mir hat halt kaum etwas gefallen mit Ausnahme
00:10:47: eines Weinetikettes aus dem Burgenland der Wein oder Cider, ich weiß es nicht. Und
00:10:51: ich habe noch gebeten, den Verlag so per WhatsApp vor dem Termin, könntet ihr mir das bitte
00:10:55: ausdrucken, damit man das halt so ein Beispiel in dieser Diskussion haben und ich gehe rein
00:11:00: und das Ding ist ausgedruckt und die Stickkünstlerin stellte sich als ein Stickkünstler heraus.
00:11:05: Ich musste ja schon mal gleich meine Vorurteile sortieren neu und oder bei Seite räumen und
00:11:11: als es dann auf dieses Weinetikett zu sprechen kam, habe ich dann gesagt, ja, also wenn dann
00:11:16: muss ich irgendwie so in die Richtung sein, weil das nicht so verzopft und so ist und
00:11:19: alle grinsen so irgendwie um mich herum und der Manuel Obriejetan, der das Cover gestickt
00:11:24: hat, sagt, ja, das ist eh von mir. Also, das war dann irgendwie alles weggewischt, alle
00:11:29: meine Bedenken, weil ich wusste, okay, das ist in den richtigen Händen und ich habe
00:11:33: vielleicht auch zu kurz gedacht in meiner Ablehnung des Stickens als eines Zeitvertreibs, den
00:11:38: ich als, weil es meine Geschichte der Frauen in meiner Familie nie gemacht hätten und
00:11:44: deswegen abgelehnt habe. Und es hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht und ich
00:11:48: bin jetzt, wo es da ist und auch natürlich dann seit diesem Termin, wo dann das ja erst
00:11:52: gestickt wurde, wir haben über die Farben gesprochen, die Farben gemeinsam ausgesucht
00:11:56: von den Fäden und so weiter, den Topf über die Topfgröße, über das Format, über den
00:12:00: Dampf, wir haben über alles gesprochen und natürlich bin ich jetzt ganz verliebt in
00:12:03: dieses Cover auch, weil ich eben genau das, was du sagst, diese Liebe zum Detail, die
00:12:08: mir so wichtig ist beim Essen, soll sich natürlich auch schon von außen in dem spiegeln, wenn man
00:12:13: es in die Hand nimmt. Und ich glaube, das ist uns tatsächlich mit etwas, was ich am
00:12:16: Anfang gar nicht wollte, Gott sei Dank hat sich der Verlag durchgesetzt, gelungen.
00:12:21: Ich finde es sehr schön und es hebt sich ein bisschen ab. Also, wenn man drüber greift,
00:12:25: spürt man sozusagen die Stiche des Kreuzstichs. Ja, also ein Buch, wo man gerne hingreift,
00:12:30: also nicht nur hinschaut, sondern auch hingreift. Ich habe dich ja auch gebeten,
00:12:35: was mitzubringen und du hast das netterweise auch eingewickelt, sehr liebevoll, in ein altes
00:12:41: Ding. Genau. Also ich habe mitgebracht, ein Hangerl, das ist ein Hangerl von meiner Oma
00:12:46: tatsächlich. Muss man jetzt übersetzen, Hangerl. Hangerl ist jetzt glaube ich schon nicht überall.
00:12:51: gebräuchlich. Ein Geschirrtuch. Ein altes Halbleinen, ich glaube es ist Halbleinen Geschirrtuch,
00:12:56: das ist das Beste, wenn es alt ist, weil dann saugts besser übrigens. Also auch hier ist es
00:13:00: sinnvoll, wenn man zum Beispiel irgendwo im Kasten hinten von der Oma im Wäschekasten nicht
00:13:04: gleich alles weggeben, sondern wenn man so ein Stapel von der Aussteuer vielleicht sogar
00:13:08: nur findet, das ist das Beste für die Küche. Halbleinen oder Leinen. Und das ist ein Hangerl,
00:13:13: das so rotweiße Streifen hat. Und natürlich ist das auch im Buch zu finden, wer es von den
00:13:19: Hörer:innen findet. Schreibt dir. Genau. Schreibt mir die Seitenzahl. Und eingewickelt darin habe ich das Schweinebrettchen
00:13:28: von meiner Oma, weil das für mich so ein schönes Symbol ist dessen, dass mein Oma ist vor 17 Jahren
00:13:34: gestorben. Und dass aber so ein Werkzeug, das gescheit von Hand einmal gemacht wurde aus Holz,
00:13:38: einfach Generationen tatsächlich überdauern kann, was ich auch möchte oder beweisen möchte mit
00:13:43: diesen Rezepten, dass einfach Generationen überdauern können. Und so trag ich das Schweinchen von meiner
00:13:47: Oma, also Schweinebrettchen, nicht der Schweinchen von meiner Oma mit mir herum jetzt, weil das spielt
00:13:52: auch eine tragende Rolle im Buch. Ich finde es sehr, sehr schön, weil ich hatte auch ein Schweinterl
00:13:56: als Kind. Das Frage ist jetzt natürlich, ist das was Temporäres, das zu unserer Zeit, ich bin ein
00:14:05: bisschen älter als du, aber was damals üblich war, das müsste man vielleicht die Frage stellen,
00:14:10: jeder, der es hört und auch ein Schweinebretterl hatte, sollte schreiben. Machen wir bitte eine Galerie.
00:14:15: Machen wir jetzt auch eine Galerie von Schweinterln. Und das ist ja was Nettes und ich denke mal,
00:14:20: so für ein Kind, das auf einem Bretterl Jause präsentiert kriegt, hat das ja sicher einen
00:14:26: besonderen Stellenwert, weil Essen mit was Netten auch verbunden wird. Natürlich unbedingt. Ich finde
00:14:31: das ganz wichtig, ich habe ja glaube eben in der Weinkunde irgendwo geschrieben, man soll
00:14:35: sich immer Zeit nehmen, einen Teller anzurichten in Ruhe, weil ich finde nichts deprimierender,
00:14:40: als so ein Teller, wo so die Spuren von der Speise noch, weil man schlampig angerechnet
00:14:44: hat, darauf zu sehen sind. Wo ich mir denk, das ist eine Sache von drei Sekunden, diese Aufmerksamkeit in dem
00:14:48: Moment, der Speise zu widmen, warum ist es nicht selbstverständlich, dass wir das tun. Und natürlich
00:14:53: wenn so eine Unterlage bei den Tellern ist, ist ja nichts, ein Brett mit Geschichte, das hat man
00:14:59: natürlich auch Freude, das zu verwenden, wobei ehrlich, ich bin jetzt bei dem schon ein bisschen
00:15:03: vorsichtiger, weil es hat so, so, so, beim Scheitel hat so ein kleinen Riss und man muss es ja dann doch
00:15:09: beim Waschen nass machen und jetzt ist er eher schon fast noch mehr Ausstellungswert. Genau. Du hast
00:15:16: eben erzählt von deiner Großmutter, wie wichtig findest du, sind Mütter und Großmütter oder
00:15:21: kochende Familienmitglieder fürs eigene Kochen? Ja, das ist halt die Frage der persönlichen
00:15:27: Geschichte, weil es sind die Bezugspersonen, egal ob es Mütter, Großmütter, Großväter, vielleicht
00:15:31: manchmal auch Väter, Brüder, Tanten, Onkels, was auch immer sind, egal welchen Geschlechts, aber
00:15:37: natürlich prägt das, womit uns Menschen ernähren, bevor wir uns selber darum kümmern können, unser
00:15:43: ganzes Leben lang. Wir wissen ja, dass Gerüche so eine unmittelbare Erinnerungsfunktion haben, die
00:15:47: geht völlig ohne Umwege ins Hirn und wieder zurück. Also das, was wir in den ersten Lebensjahren oder
00:15:53: auch vielleicht bis wir Teenager waren gegessen haben, die Breite dessen, die Qualität dessen,
00:15:58: die Vielfalt dessen prägt uns für unser ganzes Leben, ob wir wollen oder nicht. Natürlich kann
00:16:02: man sich weiterentwickeln, aber da wird der Grundstock gelegt. Das heißt, die Personen sind
00:16:06: im positiven wie auch leider auch im negativen Sinne mitverantwortlich für das, wie ich,
00:16:10: schmeckend und riechend die Welt wahrnehme. Also extrem wichtig. Ich versuche es wertfrei zu
00:16:16: sagen, extrem wichtig in jede Richtung. Von wem lässt du dich am liebsten bekochen? Von meinem
00:16:21: Mann gar keine Frage. Er ist ein super Koch und ganz entscheidend auch dafür, dass er dieses
00:16:26: Buch gibt. Er ist eigentlich Opensänger und steht auf den Bühnen dieser Welt und liebt es aber
00:16:32: gut zu essen und zu kochen, sonst wären wir wahrscheinlich nicht 25 Jahre zusammen. Genau.
00:16:36: Füttere die Bestie gut hat es früher geheißen. Jetzt ist die Frage, was soll diese Botschaft mir sagen?
00:16:43: Eine Frage, die mich immer interessiert bei Köchen und Köchinen ist, wird man weniger gern
00:16:52: privat von anderen zum Essen eingeladen, weil jeder Angst hat, dass man daneben quasi versagen muss?
00:16:58: Ja leider. Es stimmt. Es stimmt schon lange Jahre bei mir. Es geht mir total auf den Nerven.
00:17:04: Weil ich bin so gern eingeladen und ich freue mich so, wenn der Salat einmal nicht so schmeckt wie
00:17:08: bei mir daheim. Natürlich mag ich mein Salat oder den Salat meines Mannes, aber ich mag ja andere
00:17:12: Dinge kennenlernen und kosten und ich freue mich voll um über jede Einladung und jede Speise,
00:17:18: die für mich gemacht wird, jeder Kuchen, der für mich gebacken wird. Und es ist tatsächlich
00:17:21: selten. Leider. Ja, das ist dann der Nachteil. Ich glaube, ich bin ein pflegeleichter Gast,
00:17:29: Also ich ja jetzt niemand, die dann irgendwie urteilen würde oder sowas. Im Gegenteil. Ich weiß
00:17:33: ja, dass da irgendwie Sorge besteht und umso mehr würde ich mich natürlich in jeder Form
00:17:39: einfach nur freuen und alles andere auch ein professionelles Essen hinten anstellen. Das wäre
00:17:44: ja auch eigentlich ein bisschen unfair mir gegenüber zu glauben, ich könnte das nicht,
00:17:47: das zu trennen, oder? Absolut. Also ein kleiner Aufruf dich zum Essen einzuladen. Wir wissen ja,
00:17:54: dass du eine Allesesserin bist und trotzdem hast du vegane Kochbücher geschrieben. Wie kam es
00:18:00: denn dazu? Das war so ein bisschen, ich glaube, das ist in mir innewohnend, so eine kleine
00:18:05: Renidenzhandlung, weil das war damals, also es ist doch fast zehn Jahre her, als es entstanden ist,
00:18:11: 2014 war so diese beginnende vegane Welle und es drehte sich schon damals um alle möglichen
00:18:17: Ersatzprodukte und wie kann man möglichst originalgetreu ein Gericht kopieren, dass es so tut,
00:18:23: als wäre es eines mit Fleisch oder Fisch oder Käse oder Milchprodukten, ohne diese zu verwenden.
00:18:29: Und ich habe damals einen Auftrag für eine Geschichte gekriegt, für eine Magazingeschichte, für Frauenmagazine
00:18:33: einen Selbstversuch zu machen. Es war sehr lustig, weil zur gleichen Zeit musste ich Osterrezepte für
00:18:38: ein Magazin entwickeln, die natürlich mit Schinken und Lamm und so. Und ich hab mir irgendwie so, im
00:18:42: Kopf habe ich es nicht zusammengekriegt. Ich musste das eine abschließen, also den Germteig und
00:18:45: den Schinken und das Lamm und die Eier und dann wirklich von einem auf den anderen Tag diese drei
00:18:50: Wochen waren, weil anders wäre es sich mit dem Redaktionsschluss nicht ausgegangen diesen
00:18:53: Selbstversuch machen. Und am zweiten Tag, dieses Selbstversuches, hatte ich die Idee zum Buch,
00:18:57: zu "Immer schon vegan", weil ich gemerkt hab: Moment, wann fällt es mir ganz leicht rein pflanzlich zu essen?
00:19:03: Dann, wenn das Dinge waren, die eben tradierte, traditionelle, bewährte Rezepte sind, die immer
00:19:09: schon rein pflanzlich waren. Die haben nur nicht zu geheißen, weil das Wort gibt es erst seit Mitte
00:19:14: des letzten Jahrhunderts. Die Gerichte sind zum Teil viel älter und es war einfach eine Pizza Marinara,
00:19:19: also klassisch eine Pizza, wie sie im EU-Gesetzbuch quasi steht, mit langzeitbeführten Teig und mit
00:19:26: einem Tomatensauce, mit ein bissel Oregano, Olivenöl und einem Hauch Knoblauch. Und das war so
00:19:30: der Moment, wo ich mir gedacht hab, da fehlt mir genau gar nichts. Da habe ich nicht das Gefühl, ich möchte eigentlich lieber
00:19:34: was anderes essen, sondern ich habe mich dafür entschieden und krieg, "What you see is what you get".
00:19:38: Und da habe ich mir dann gedacht, da muss es sehr viel mehr geben als das. Und das war dann der Weg,
00:19:43: dass ich beweisen wollte, dass Menschen, so wie ich, die alles essen, aber sehr wohl wissen,
00:19:48: dass wir sehr viel weniger Tier essen sollen, eine schöne Bandbreite an Alternativen bekommen,
00:19:54: wo sie sie nicht fürchten müssen, dass es irgendwie lustfeindlich oder was auch immer man jetzt dem
00:19:59: gerade attestieren mag, ist, sondern was einfach richtig gut schmeckt und im besten Fall
00:20:05: eine ganze Familie überzeugt und die dann sagen, ja, mach wieder sowas bitte aus diesem Buch,
00:20:09: das ist klasse, weil das habe ich gar nicht gemerkt, dass das eigentlich vegan ist. Also,
00:20:13: das hat sich dann tatsächlich so bewährt, dass wir gerade jetzt in diesen Tagen die
00:20:20: elfte Auflage in Druck bringen davon und ich auch eine Fortsetzung schreiben konnte mit weiteren
00:20:25: Rezepten, die genau diesen Prinzip folgen. Also kein einziges Ersatzprodukt, lauter in irgendwelchen
00:20:30: Ländern auf der Welt bekannte, vertraute Rezepte. Also das ist eigentlich der Faden,
00:20:35: der sich durch alle meine Bücher zieht, dass ich nichts neu erfinden will im Sinne von,
00:20:39: ich mache jetzt wie der Heston Blumenthal, jetzt ohne mich mit so einem Kapazunder,
00:20:43: einem Gastronomischen, vergleichen zu wollen, aber irgendeine Kombination wie Karfiol und Kaffee
00:20:48: oder ich weiß nicht, sondern das Beste aus dem Riesenreservoir, das wir hier haben oder in dem
00:20:55: Fall auf der ganzen Welt an rein pflanzlichen Rezepten bei den veganen Kochbüchern wieder
00:21:00: zugänglich zu machen und zwar mit meiner mir eigenen Sorgfalt. Also besser Gemüse auf dem
00:21:06: Griller hauen als vegane Würstchen. Definitiv, für mich auf jeden Fall. Es sei natürlich jeder
00:21:10: und jedem unbenommen und wie und was er oder sie isst, aber für mich gilt das ganz sicher. Du gehst gerne
00:21:15: auf Märkte und schaust woher die Lebensmittel kommen, wie wichtig ist dir, weil du ja nicht
00:21:22: vegetarisch oder ausschließlich vegetarisch ist, Tierwohl? Das ist sicher der treibende Faktor
00:21:29: auch für die veganen Kochbücher gewesen und für mich ist bei der Lebensmittelqualität,
00:21:33: ich bin in der Biobranche quasi aufgewachsen, meine Mama hatte, also bevor sie in Pension ging,
00:21:38: einen Bioladen und eine Drogerie, ist Drogistin und für mich ist Bio quasi die Norm gewesen und
00:21:44: alles von da ausgehend. Es geht immer noch besser und Bio heißt noch lange nicht, dass es wirklich
00:21:49: geschmackvoll ist, aber es sind halt einfach Grundstandards auch beim Thema Tierwohl gegeben,
00:21:53: die ich für unabdingbar halte. Wir leben Gott sei Dank in der glücklichen Situation,
00:21:58: dass wir diese Lebensmittel bekommen können, auch in einer jeweils preiswerteren Alternative
00:22:02: in den Supermärkten und ich verstehe, dass man sagt, ihr habt grundsätzlich in Zeiten wie diesen
00:22:08: Probleme, mir die Lebensmittel grundsätzlich leisten zu können, aber ich glaube, wenn wir
00:22:12: switchen in eine mehr, also wie soll man sagen, in eine Ernährung, die mehr Pflanzen beinhaltet
00:22:18: und automatisch weniger Fleisch, Fisch und auch andere tierische Produkte, dass sich das auch finanziell in Summe sehr gut
00:22:23: ausgeht. Was sich nicht ausgehen wird, ist unseren Fleischkonsum alleine mit Bioprodukten weder zu
00:22:28: decken, weil dafür gibt es zu wenig, noch zu finanzieren. Das ist falsch, verstehe ich schon. Also
00:22:33: mir ist es extrem wichtig, dass, wenn ich schon Tiere esse, in dem Wissen, dass hier ein Lebewesen,
00:22:39: eine Kreatur, ein Leben verbraucht hat unter der Obhut von Menschen, die es nur zum Zwecke des
00:22:45: späteren Essens aufziehen und dann auch töten, dass dann tatsächlich die Bedingungen bestmöglich
00:22:50: sein sollten. Das ist auch der Grund, warum ich in der Gastronomie viele Dinge schon lange nicht mehr
00:22:54: esse, also sowas wie Händel oder Schweinefleisch, weil einfach da die Haltungsbedingungen am schlechtesten
00:23:00: sind. Und das ist durchaus auch eine Motivation für mein neues Buch gewesen, zu sagen, okay,
00:23:05: ich habe wenige Möglichkeiten, das außer Haus zu essen, weil ich es so nicht essen will, dann versuche
00:23:11: einfach die Rezepte so nachvollziehbar zu machen, dass man sich auch Klassiker, die man aus dem
00:23:15: Wirtshaus oder der Kantine kennt, einfach zu Hause selbst machen kann. Zutaten, die man eben selber
00:23:20: auswählt. Und für dich ist auch wichtig, dass es jahreszeitlich sozusagen saisonale Produkte
00:23:28: sind und was ich besonders lustig finde, ist, dass es bei dir eine fünfte Jahreszeit gibt. Das ist
00:23:35: entstanden aus der Arbeit an Österreich vegetarisch, das ist auch schon 11 Jahre her, weil wir
00:23:41: gemerkt haben, dass es zwar auf Gemüse basierend natürlich Saisonen gibt, also sprich Frühling,
00:23:46: Sommer, Herbst, Winter und wer Gemüse basiert kocht muss quasi saisonal kochen. Mein Verleger hat
00:23:51: sogar ein Wort übrigens dafür erfunden, "seisernalkochen", was ich sehr schön finde. Drum gibt es auch eine "seisernale" Warenkunde. Und dann
00:23:58: sind aber draufgekommen, dass es natürlich Gerichte gibt, die gerade in der österreichischen Küche
00:24:02: auf Eiern, auf Getreide basieren, also auf Dingen, die tatsächlich komplett saisonunabhängig sind,
00:24:08: heute saisonunabhängig sind früher war, so was wir Schaftopfen, auch saisonabhängig, weil das
00:24:12: einfach nicht das ganze Jahr verfügbar war, aber heute ist es so und deswegen habe ich die Saison
00:24:16: jederzeit eingeführt. Und ich muss ehrlich sagen, das einzige, was an Österreich Express anders ist,
00:24:22: also das einzige, es ist alles anders, aber ist tatsächlich, dass es nicht nach Saisonen unterteilt
00:24:26: ist, weil viele dieser Klassiker, die auch schnell gehen sollen, eigentlich unter jederzeit fallen
00:24:31: würden. Und das wäre mir dann doch ein bisschen ein Ungleichgewicht gewesen im Buch, obwohl natürlich
00:24:36: auch saisonale Gemüse und Früchte im Buch enthalten sind, klar. Ist ja auch immer wichtig und es hat
00:24:41: ja auch für den Körper irgendwie was Besonderes, wenn saisonales ist, weil das ja über Jahrhunderte,
00:24:46: Jahrtausende immer dann verfügbar war und meines Erachtens wird das ja wenig, wenn dauernd alles
00:24:53: im Supermarkt verfügbar ist, darauf geachtet, dass wir eigentlich und saisonal ernähren sollten.
00:24:58: Ja, es hat ganz viele für mich positive Effekte. Das eine ist natürlich auch, dass es nur dann schmeckt,
00:25:04: klar, das ist für mich der wichtigste, weil nur wenn es ausreifen konnte und nicht lange
00:25:08: Transportwege hat, kann es gut schmecken und wenn ich mich auf Basis von hauptsächlich Gemüse
00:25:13: ernähren möchte, was ich ja nach wie vor tue, auch wenn ich ab und zu mal was anderes aus Österreich
00:25:18: Express, in letzter Zeit sehr viel sogar daraus gemacht habe, logischerweise, dann muss es schmecken,
00:25:23: weil sonst ernähre ich mich ja nicht so. Wenn es mir keine Freude macht, dann sage ich, das will
00:25:27: ich nicht, dann esse ich was anderes. Das heißt, das ist das Wichtigste, aber was du sagst, stimmt
00:25:30: natürlich. Auch diese Vielfalt durch an unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr
00:25:36: verfügbaren Lebensmittel und hält uns ja unter anderem auch gesund, weil wir von jedem Lebensmittel
00:25:41: andere Nährstoffe und Vitalstoffe bekommen und wenn wir immer das Gleiche essen, also möglichst
00:25:47: nicht nachvollziehbar im Anbau oder so, dann wird es halt schwierig, dass wir uns tatsächlich so
00:25:52: gut versorgen mit dem, was wir eigentlich alles brauchen. Was ich ja glaube, intuitiv eigentlich
00:25:57: funktionieren würde, wenn wir es nicht schon in weiten Teilen auch verlernt hätten. Aber ich
00:26:02: finde, wenn man einmal im Sommer, die Paradeiser sind natürlich das beste Beispiel, wenn man einmal
00:26:06: im Sommer so ein German Goldparadeiser oder so ein Ochsenherz oder eine bulgarische Fleischtomate, ist
00:26:10: egal, so richtig reife, noch warm vom Strauch gezwickt aufschneidet und wenn man so was einmal
00:26:17: gegessen hat, wie süß, wie umami, wie aromatisch das sein kann, und dann isst man einmal im Dezember eine,
00:26:23: den Fehler macht man vielleicht noch ein zweites Jahr und im dritten Jahr sagt man dann ab Oktober,
00:26:27: wir sehen uns im Juni wieder, fertig oder im Juli, wirklich. Also es gibt so viele andere tolle
00:26:31: Sachen, die man essen kann, die brauche ich dann einfach nicht mehr, die nicht schmecken.
00:26:34: Im Juni oder im Süden, Paradeiser, Tomaten sind natürlich perfekt mit Salz, was mich zu meiner
00:26:41: nächsten Frage an dich bringt, du hast eine nahezu errotische Beziehung zum Salz, wie kam es
00:26:47: denn dazu? Das hat mir auch noch nie jemand gesagt, aber wahrscheinlich stimmt es. Ja und zwar weil ich das
00:26:52: Gefühl habe, dass wir, das klingt sehr provokant, aber so meine ich ausnahmsweise nicht, zu wenig
00:26:56: salzen zu Hause, weil oft macht es nur die Prise Salz dass ein Gericht von "eh ok" zu "super" irgendwie
00:27:03: umspringt und wir trauen uns das oft zu Hause nicht, das Problem mit dem hohen Salzkonsum ist ja das
00:27:08: Convenience-Produkten, weil die einfach aufgrund ihrer mangelnden natürlichen aromatischen
00:27:14: Inhaltsstoffe aufgefettet, im warsten Sinne des Wortes werden mit Fett, Zucker und Salz, dafür nehmen
00:27:20: wir dann zu viel zu uns, aber wenn man selber kocht und frisch kocht ist die Gefahr ja nicht
00:27:25: gegeben, üblicherweise. Das heißt, ich möchte gerne, dass man sich traut bei gewissen Gerichten,
00:27:30: gleich eine gewisse Menge hineinzugeben, damit man nach einem 17-mal die Prise nachgeben muss und
00:27:35: sich denken muss man macht was falsch, weil man es immer noch nicht richtig gewürzt hat und ich
00:27:39: gebe auch Salz tatsächlich in genauen Mengen, also entweder in so Viertelteelöffel oder halben
00:27:44: Teelöffel, bei auch bei Backwaren und bei Süßenspeisen an, weil wir wissen ja alle, dass es
00:27:48: hineingehört und alle erfahrenen Köchinnen und Köche und Bäckerinnen und Bäcker verwenden
00:27:52: es automatisch, aber ganz oft wird es in den Rezepten unterschlagen und dann fragt man sich beim
00:27:57: Kuchen ja oder gerade beim Germteig zum Beispiel oder beim Schmorrener tatsächlich, beim Kaiserschmarrn
00:28:03: oder beim Grießschmarrn, ist eh ganz gut, aber irgendwas fällt und es ist ganz banal, es ist einfach
00:28:08: das Salz und ich möchte gerne, dass man da sagt, okay diskutieren wir nicht mehr darüber, dass
00:28:14: das wichtig ist, sondern diskutieren wir eher wie viel ist die optimale Menge für die jeweilige
00:28:18: Speise drum gebe ich es so genau an. Es ist interessant, dass du das sagst, es ist ja tatsächlich bei Süßspeisen,
00:28:23: denkt man ja nicht in erster Linie an Salz, aber Süßspeisen, wo das Salz fehlt, kann man nicht essen.
00:28:29: Ja und ich habe einfach eine negative Erfahrung gemacht vor sicher 20 Jahren, habe ich mir alleine
00:28:34: an einem Wintertag Buchteln gemacht, ich alleine, mein Mann war gerade glaub ich in Zürich oder so,
00:28:38: hat dort gesungen und es war schon schön Schnee draußen und der Hund ist irgendwie in der Ecke
00:28:43: gelegen und hat geschnacht und ich hab mir gedacht, ich mache mir jetzt für mich Buchteln, das mache
00:28:46: oft sowas, also das ist jetzt noch nicht ungewöhnlich und ich gebe sie erst im Ofen und verbrenne
00:28:50: mir die Finger bei den ersten, wenn man so aus der Ecke rauszupft, dieses erste, flauschige, heiße
00:28:55: Ding genau und beiß rein und ich hätte am liebsten diese Form mitsamt den Buchteln durchs
00:29:00: geschlossene Fenster rausgeschmissen, weil ich das Salz vergessen habe und der Germteig ohne Salz,
00:29:05: das ist wirklich frustrierend da reinzubeißen und das war der Moment, wo ich mir gedacht hab, okay bei
00:29:09: jedem Rezept, das ich mache, gebe ich einfach die Salzmenge an, damit nicht anderen Menschen
00:29:14: auch dieses fürchterliche Erlebnis widerfährt. Wie physisch, wenn du sagst, irgendwie wollte das
00:29:19: durchs Fenster rauswerfen, wie physisch ist für dich kochen? Manchmal braucht man ja enormen
00:29:24: Krafteinsatz und ich denke jetzt an deine Rezepte fürs Brot backen, du hast nämlich auch ein
00:29:31: ein Brotrezept, das du ständig weiterentwickelst, wo man nicht kneten muss und ich finde das genial,
00:29:38: weil kneten ist ja schon was, was einem irgendwie auf die Nerven geht, wenn man es längere Zeit machen
00:29:44: muss und ordentliche Kraft auch braucht. Ja, das stimmt, es hat aber auch diese physische Anstrengung,
00:29:50: die hat irgendwie schon was, das klingt jetzt ein bissel romantisierend, wenn wir schon bei der erotischen
00:29:54: Beziehung zum Salz sind, aber die hat schon auch was Gutes, also ich tue was dafür, dass ich nachher
00:30:00: mich gut ernähren kann, aber beim Kneten ist es halt so, wir haben ja Hilfsmittel mittlerweile,
00:30:04: natürlich ist es eine Frage des persönlichen Budgets, ob man sich so was wie Küchenmaschinen
00:30:08: leistet oder nicht und wie oft man sie dann tatsächlich verwendet, aber es gibt schon sehr
00:30:12: praktische Hilfsmittel. Beim Kneten, beim Brotkneten, das hat der Jo Lee, amerikanischer
00:30:17: Bäcker erfunden, diese Methode oder weiterentwickelt und ich habe es dann halt auch mit Gewürzen, die
00:30:22: bei uns üblich sind im Brot und ein bisschen Roggenmehl und so und sehr genauen Zeitplänen
00:30:26: weitergegeben, weil ich einfach die, ich finde es total charmant, das so zu machen, man überlässt
00:30:30: quasi der Zeit und der hohen Wassermenge, die Funktion dieses Gluten auszubilden,
00:30:34: das die Struktur von einem guten Brot macht. Aber ich glaube, im Alltag geht es eher um so
00:30:39: Dinge wie Kraftaufwand beim etwas Schneiden und da sind wir irgendwie manchmal ein bisschen
00:30:43: zu patschert, habe ich das Gefühl, so ist die ganze Gesellschaft, weil es wäre ganz einfach,
00:30:47: wenn alle Leute, alle ihre Messer einmal im Jahr zum Schleifen bringen, dann hätte man dieses Problem
00:30:52: nicht mehr. Weil es ist, also wenn ich ein erotisches Verhältnis zu einer Küchentätigkeit hab,
00:30:57: dann ganz sicher zum Schneiden mit frisch geschliffenen Messern. Weil das ist einfach so
00:31:02: schön, Gemüse schneiden, mein Mann kann ein Lied davon singen, also nicht auf der Bühne,
00:31:06: sondern zu Hause, wir streiten uns fast ums Schneiden von Gemüsen, weil ich das so wahnsinnig gern
00:31:12: tue. Weil die Messer scharf sind und weil es, das ist einfach total befriedigend, wenn man aus so einem
00:31:16: erdigen Drum, irgendeinem so unförmigen Drum, dann irgendwie was, dieser Akt des Kochens,
00:31:23: dieser kulturelle Akt eigentlich, von der Natur zu dem, dass ich mir dieses esskulturelle
00:31:28: Ding dann einverleiben kann und diese Verwandlung, die ich selber herbeiführe,
00:31:31: ich finde das total faszinierend und wenn mir da ein Werkzeug, so ein archaisches Werkzeug
00:31:35: wie ein Messer dabei so gute Dienste leisten kann. Ich finde das total super. Scharfe Messer
00:31:39: sind super und gehören in jeden Haushalt und ich finde es ist ein bisschen kokett dieses
00:31:43: viele Köchinnen und Köche sagen, ja, meine Messer, weiß ich, sind eh nicht so scharf, aber ich koche
00:31:48: trotzdem gut, ja aber weißt du wie viel mehr Spaß du daran hättest, wenn die Messer scharf wären?
00:31:52: Scharf, ja genau. Also bei scharfen Messern denke ich sofort, weil du sagst irgendwie so ein bisschen,
00:31:56: der leicht brachiale Moment, ans Schnittlauch Schneiden und dass ja beim ersten Schnitt sofort
00:32:02: ein Geruchserlebnis da ist, was ich faszinierend finde. Ah, es gibt im Buch. Das erste Bild zum Thema
00:32:14: Warenkunde. Katharina blättert gerade auf, ein Foto wo Schnittlauch geschnitten wird im Buch.
00:32:20: Da ist nämlich ganz viel drauf, was mir wichtig ist, das ist das Einstiegsbild zu meinem Warenkunde
00:32:26: Kapitel, weil mir die einfach Warenkunde grundsätzlich sehr wichtig ist, sowohl was Lebensmittel als
00:32:30: auch Küchenwerkzeug betrifft und auf diesem Bild sind eben auch ein paar Faktoren genau,
00:32:34: die du gerade nennst, vereint. Das scharfe Messer ermöglicht es mir eben einen glatten Schnitt zu
00:32:40: machen und nicht etwas zu zerdrucken und zu zermatschen und übrigens auch sich viel weniger
00:32:45: zu schneiden, wenn man nicht so leicht abgeleitet wie mit einem stumpfen Messer. Wenn man sich schneidet,
00:32:49: ist der Schnitt glatter und heilt schneller. Keine Sorge, das ist alles durchdacht, genau. Und eben auch
00:32:53: das Holzbrett und auch durchaus dieses typisch österreichische Küchenkraut, der Schnittlauch,
00:33:00: aber das japanische Messer, weil das einfach schön scharf ist, das habe ich halt selber mitgenommen
00:33:03: und das mag ich und ich finde, man sollte auch nicht diese Grenzen im Kopf haben und das ist mir bei
00:33:07: dem Thema österreichische Küche ganz wichtig, dass es nicht ein nationalistisches österreichisches
00:33:12: ist, sondern ein, wir haben da Besonderheiten, tragen wir die weiter, pflegen wir die weiter
00:33:16: und auf der ganzen Welt gibt es solche Besonderheiten und wir holen uns von dort auch die besten Dinge
00:33:20: dazu. In dem Fall habe ich mir das Messer dazu geholt, weil japanische Messer definitiv besser
00:33:24: als österreichische Messer sind, da braucht man nicht diskutieren, es gibt ein paar gute
00:33:28: österreichische Manufakturen mittlerweile wieder, sehr teuer, sehr schön, aber so generell. Und das
00:33:33: soll halt dieses Bild auch tatsächlich zeigen, wie was das für eine Freude sein kann mit einem
00:33:37: schönen Werkzeug auf einem Holzbrettel, den Schnittlauch, den ganz banalen Schnittlauch,
00:33:41: vielleicht auch nur unter Anführungszeichen für ein Schnittlauchbutterbrot zu schneiden,
00:33:45: das tatsächlich auch als Rezept im Buch ist. Ganz ernst gemeint. Sehr schön. Es sind ja oft
00:33:50: die einfachsten Dinge, die dann am besten schmecken. Meine Großmutter hat früher immer gesagt,
00:33:54: den Leuten schmeckt es am besten, wenn es eine Spur zu wenig gibt. Tante Jolesch Prinzip
00:34:00: von den Schinkenfleckerln, oder? Wo der Herr Torberg sich sagen lässt, am Totenbett glaube ich,
00:34:05: dass Geheimnis endlich ihr entlockt wurde, warum ihre Schinkenfleckerl immer so besonders gut
00:34:10: sind, ja, ich habe immer zu wenig gemacht. Das ist aber tatsächlich so. Ja eh. Ich denke, in meinem Fall ist das eine gute
00:34:17: Erdäpfelsuppe und die habe ich öfter bei meiner Mutter auch bestellt. Und es war immer so,
00:34:23: wenn es ganz genau bemessen war, war das dann immer so der Luxus und ein bisschen das Gefühl,
00:34:30: man hat es noch gerade gekriegt und kann es genießen. Leichter Schniefer bei mir in der Nase.
00:34:38: Winterzeit ist ja ein bisschen Grippezeit. Großmütter haben da ja auch immer Rezept,
00:34:43: nämlich eine kräftige Hühnersuppe. Was ist dein Lieblingsrezept fürs Immunsystem in der kalten
00:34:50: Jahreszeit? Ich bin ja eine große, große Salatverfechterin. Ich liebe ja Salat und
00:34:54: ich esse ja jeden Tag Salat. Gerne auch zwei mal am Tag Salat. Wenn mein Mann dann nicht irgendwann
00:34:59: oponiert und sagt vielleicht, haben wir heute eh schon gegessen, reicht jetzt. Nein, reicht nicht. Und
00:35:03: deswegen, ich bin überzeugt davon, dass je mehr man verschiedene frische Abwechslungsreiche Lebensmittel
00:35:09: isst, umso besser auch tatsächlich für das gesamte Wohlbefinden. Und wenn man dann draußen noch
00:35:14: bei jeder Jahreszeit seine schönen Spaziergänge macht zu jeder Tages- oder Nachtzeit, das ist
00:35:19: völlig wurscht wann. Hauptsache anziehen und gehen. Was anderes muss es gar nicht sein. Ich glaube,
00:35:23: diese Ausgewogenheit zwischen was Gutes in sich hineintun und auch diese Hülle da, in die wir
00:35:29: das hineintun, zu bewegen, das ist sehr banal. Also ich habe keine Geheimrezepte, obwohl ich eine
00:35:34: Tochter einer Drogistin bin und natürlich wir dann so unsere Heilkräuter und Pflanzen haben,
00:35:38: wie halt Frauen das auch immer ihren Töchtern weitergegeben haben, geht auch ein bisschen verloren
00:35:42: im Übrigen genauso wie das Kochwissen. Und bei der Hendelsuppen, die ich esse auch tatsächlich
00:35:46: gerne und wir machen es aber hauptsächlich deswegen, weil ich die Bröselknödel drin so gerne
00:35:49: mag. Und die Bröselknödel haben ihren Weg in Österreich Express gefunden, weil ich sie als
00:35:56: Beilage zum Kochsalat mit Erbsen abgewandelt habe, weil die Hendelsuppen geht sich natürlich
00:36:01: nicht in ungefähr eine halbe Stunde aus. So ehrlich muss man sein. Das ist richtig, so ehrlich
00:36:04: muss man sein, aber ich krieg jetzt schon wieder Hunger, wenn du schon wieder Rezepte schilderst.
00:36:08: Natürlich muss man eine Kochbuchautorin fragen, wie viele Kochbücher sie selber im Regal hat.
00:36:14: Ich habe irgendwann einmal zum Zählen aufgehört, nachdem wir umgebaut haben vor vier Jahren und
00:36:18: da waren es gute 2000. Und wir haben einen Statiker gebraucht beim Umbau, weil der Hausherr gesagt hat,
00:36:24: also ohne Statiker baut ihr mir die Bibliothek nicht um, weil man sonst nicht weiß ob der Boden
00:36:29: das aushält und das war auch gut so, weil wir mussten den Boden verstärken, weil einfach gerade
00:36:33: Kochbücher halt besonders schwer auch sind. Es ist halt keine Literatur, die auch im Taschenbuch
00:36:37: erscheinen kann. Das ist ja irgendwie unsexy. Das Lustige ist, wir bewegen uns alle online und
00:36:42: dann mache ich so was total anakronistisches aus gefällten Bäumen irgendwie Papier und daraus ein
00:36:48: Buch. Und das ist schwer und das ist mühsam und alles. Aber letztendlich, irgendwie ist das Kochbuch so eine
00:36:55: Nische, wo das Buch noch ganz besonders wertgeschätzt wird und wo es hilft, Sachen irgendwie zu
00:37:01: überdauern und ein bisschen eine Versicherung auch ist: Das ist okay, das passt okay. Das ist ungefähr der schöne,
00:37:09: langsame Lauf der Dinge. Es ist alles gut. Und jetzt habe ich gerade den Faden verloren,
00:37:14: vor lauter Loblied auf das Buch singen. Aber das Loblied auf das Buch kann man insofern
00:37:21: fortsetzen, indem man sagt, das behält, da auf Dauer konserviert die Rezepte drinnen. Und
00:37:29: jederzeit kannst es jederzeit weitergeben und das Wissen der Mütter, Großmütter, wie auch immer,
00:37:36: kochenden Personen, ist ein bisschen konserviert. Wann zahlt sich denn für dich der Kauf eines
00:37:43: Kochbuches aus? Ganz einfach beantwortet, wenn ein einziges Rezept daraus mir so eine Freude
00:37:47: macht, dass ich es nachdem ich es gemacht habe, sage, ich werde es wieder machen. Ich habe
00:37:52: viele von diesen Kochbüchern, wo ich genau ein Rezept weiß, ich macht des, ich schlag
00:37:57: das nach. Das Buch fällt schon auf der Seite auf. Natürlich freue ich mich als
00:38:00: Kochbuchatorin, wenn nicht nur ein Rezept nachgemacht wird, das ist ganz klar. Aber
00:38:04: ich finde, das hat dann schon seinen Zweck erfüllt, wenn es in meine, wie das so schön
00:38:07: heißt, in der Musik oder so, bei einem DJ in die Heavy Rotation kommt. Also wenn es da
00:38:12: Einzug findet, dann ist das quasi der Ritter:innen-Schlag für jedes Kochrezept und Kochbuch.
00:38:17: Dann hoffen wir, dass viele Rezepte aus deinem Kochbuch nachgekocht werden und den Ritterschlag
00:38:22: kriegen. Katharina, vielen Dank, dass du bei uns warst und ja, wir hoffen auf viele weitere
00:38:29: Bücher. Dankeschön für die Einladung, hat große Freude gemacht, mit dir übers Kochbuch
00:38:34: schreiben und essen zu reden. Ebenso, dank dir.
00:38:38: Bei mir vis-à-vis sitzt jetzt wieder Katia Schwingshandl, Chefredakteurin der Buchkultur.
00:38:48: Und wir wollen heute über Buchtipps der Redaktion für Weihnachten und das neue Jahr sprechen.
00:38:53: Hallo Katia. Hallo. Katia, was hast du an Tipps mitgebracht?
00:38:57: Wir haben unsere Redakteur:innen mal gefragt, gibt es Bücher, die irgendwie bis jetzt noch
00:39:03: nicht vorgekommen sind? Das Jahr kommt jetzt zu seinem Ende. Gibt es noch irgendwas,
00:39:08: was euch auf der Seele liegt und was unbedingt raus muss? Und da haben wir einige Antworten
00:39:13: bekommen. Die da wären? Was wäre dein erster Tipp?
00:39:16: Also ich habe mir gedacht, was vielleicht spannend sein könnte jetzt auch für unsere
00:39:19: Hörer:innen, ist der Tipp von der Sylvia Treudl und zwar hat sie die "Balkanalien" von der
00:39:28: eigentlich ist sie eine bildende Künstlerin, Samira Kentrić, empfohlen. Die war 15 Jahre alt,
00:39:35: wie der Jugoslawienkrieg ausgebrochen ist und erzählt in dieser Graphic Novel eigentlich
00:39:40: unterfüttert vom politischen Geschehen ihre eigene Geschichte. Also sie ist im sehr katholisch
00:39:46: geprägten Slowenien als Kind muslimischer Eltern aufgewachsen und ja, unsere Rezensentin
00:39:52: hat eben befunden, das Buch soll unbedingt auf die Leseliste von Bildungseinrichtungen
00:39:57: so gut ist das. Und hast du vielleicht auch was für die Zeit zwischen den Jahren, wo
00:40:03: viele ja frei haben und Zeit zum Lesen haben? Ja, da habe ich auch was. Also da würde ich
00:40:08: einen recht dicken Wälzer empfehlen, beziehungsweise in dem Fall unser Redakteur Hans-Dieter Grünefeld.
00:40:14: Der hat für uns gelesen oder sich da durchgekämpft durch den Titel "Die Welt, eine
00:40:21: Familiengeschichte der Menschheit" und darin geht eben der britische Historiker Simon Sebag Montefiore
00:40:28: von der Familie als Kerninstanz der menschlichen Existenz aus und hat halt anhand dieser These
00:40:36: eine recht profunde Universalgeschichte geschrieben, vor allem auch eben mit Fokus auf Frauen über
00:40:43: ja über die Familie. Spannend, spannend. Also das also für Sachbuchliebhaber das perfekte
00:40:50: Buch. Wie schaut es da mit den Romanen aus? Ja, da habe ich mir jetzt zwei rausgesucht,
00:40:57: die eben auch wahrscheinlich gute Empfehlungen sein können für die Zeit zwischen den Jahren.
00:41:02: Also einerseits ist da der Roman, den uns die Maria Leitner ans Herz legt, das ist der
00:41:07: Debüt-Roman von der Verena Prantl, "Glas", und der beginnt schon mal mit einem folgenschweren
00:41:13: Bibelzitat und setzt recht gewalttätig ein. Also ein Mann versucht die Protagonistin zu
00:41:18: töten und die Maria Leitner sagt, das ist eine so verstörende wie eindrucksvolle Geschichte
00:41:24: einer jungen Frau mit einer dissoziativen Identitätsstörung, weil die Protagonistin Eva
00:41:30: eben glaubt nicht sie selbst zu sein und Maria Leitner legt auch die anderen Bücher aus
00:41:36: dieser Reihe bei Septime eben, bei dem Verlag, die Reihe heißt Perspektivwechsel und sie empfiehlt
00:41:44: alle diese Bücher aus der Reihe. Ich finde es sehr spannend, als ein Neujahresvorsatz, ich versuche
00:41:49: ich selbst zu sein. Genau, und dann haben wir noch die Empfehlung von der Dagmar Kaindl und zwar empfiehlt
00:41:59: sie einen Roman von der in Japan ansässigen Italienerin Laura Imai Messina und die erzählt von
00:42:08: den letzten Dingen des Seins, vom Trost der Rituale, vom Verzeihen und Weiterleben und die
00:42:15: Autorin zelebriert darin wirklich die Farben und die Liebe, fast märchenhaft eigentlich und für
00:42:21: ihre Protagonistin Mio gibt es eben nicht nur schwarz und weiß, sondern ein Farbton hat in Mio's
00:42:28: Augen mindestens zehn verschiedene Schattierungen und die Dagmar sagt, das ist eigentlich Poesie,
00:42:35: aber natürlich mit einem kleinen Funken Kitsch, also genau das Richtige für die Weihnachtszeit.
00:42:40: Braucht man unbedingt, und für Leute, die nicht so gerne viel lesen, hast du glaube ich auch
00:42:45: einen Spezialtipp mitgebracht? Genau, da habe ich ein Buch, das recht passend ist, weil das quasi
00:42:50: neun kurze Kapitel sind. Das ist das Buch "Er oder ich" von der Fee Zschocke, Autorin und Journalistin,
00:42:58: und das ist jetzt im März Verlag wiedererschienen, weil das Original schon 1980 erschienen ist und
00:43:05: sie hat da ein ganz cooles Projekt gemacht und zwar hat sie all ihre, also ein Verflossener wollte
00:43:10: nicht, sonst wären es zehn Geschichten gewesen, aber sie hat quasi alle ihre Ex-Verflossenen
00:43:15: getroffen und sie nach ihrer Perspektive dieser Liebesgeschichte befragt und dann hat sie eben
00:43:22: beide Perspektiven nebeneinander gestellt und das ist jetzt mit einem Nachwort von Jovana Reisinger
00:43:27: wiedererschienen und ja. Sehr, sehr spannend, man muss es ja auch einmal schaffen, zehn Verflossene zu
00:43:33: haben. Das stimmt und die auch wieder zu treffen. Es ist ja verwunderlich, dass nur einer dann sagt,
00:43:40: er will nicht reden und neun reden wollen. Das hab ich mir auch gedacht. Spannende Sache, das macht mich jetzt
00:43:45: schon neugierig. Sehr schön. Alle diese Buchtipps gibt es auch im Bücherbrief, den man ganz einfach
00:43:55: abonnieren kann und wie der zu abonnieren ist, ist auf der Website ersichtlich der Buchkultur. Dann
00:44:01: bedanke ich mich bei dir Katia für die tollen Tipps für die Weihnachtszeit, als Geschenke oder
00:44:08: für sich selbst, als Geschenk an sich selbst und fürs neue Jahr und die Zeit zwischen den Jahren,
00:44:14: die man ja sehr, sehr gerne mit lesen verbringt. Sehr, sehr gerne. Dank dir.
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